Der lange Weg zum Italienischen Restaurant

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Konzept
Nach der Kündigung des Mr. Baker in unserer Immobilie am Helen-Mayer-Ring 14, war uns klar: Ein Restaurant ist gefragt, in dem man zu Mittag essen, nachmittags sitzen und Kaffee trinken kann, aber auch abends am gedeckten Tisch mit Freunden essen und trinken kann. Ein Restaurant, das eine gute Ergänzung zum chinesischen Hongkong City darstellt.

Suche 1
Nichts einfacher als das, dachten wir und machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Mieter. Zunächst durch Nachfragen bei bestehenden Restaurants bei den Betreibern, bei Oberkellnern und Köchen, die eine Filiale aufmachen oder sich selbständig machen wollten.
Nach vielen Absagen aus finanziellen Gründen, zu vieler Arbeit, familiärer Probleme aber auch auf Grund der Einschätzung der Lage in der Ladenstraße meldete sich im Januar ein vorneh-mer Herr. Er hatte der in der Umgebung von München bereits ein Restaurant zu erstaunlicher Blüte gebracht, es aber dann (wahrscheinlich sehr gewinnbringend) verkauft hatte. Seine Vor-stellung: Vollrestaurant mit Ablufthaube und Fettabscheider sowie Freischankfläche.

Voraussetzungen
Nach Nachfragen in den zuständigen Ämtern wurde uns klar: so einfach geht das Ganze nicht. Wenn man ein Ess-Lokal mit alkoholischen Getränken betreiben will, müssen ausreichend WCs, Personal WC, und vor allem zusätzliche 5 Stellplätze geschaffen werden. Die Abluft er-fuhren wir, muss bis über das Dach (und das bei 17 Geschossen!) geführt werden und der Fettabscheider muss einen direkten Anschluss zur Abholung durch PKW haben. Nach einge-hender Überlegung, beschlossen wir dennoch die Voraussetzungen zu schaffen. Kaum hatten wir dies dem zukünftigen Mieter übermittelten, überraschte er uns mit einer Absage aus per-sönlichen Gründen.

Suche 2
Nach weiteren Nachfragen: ein Lichtschimmer: Ein Freund eines Schwabinger Restaurantbe-sitzers wollte sich selbständig machen. Besichtigung, Verhandlungen mit ihm seiner Thailändi-schen Freundin und seinem Hund. Es hat jedoch nicht lange gedauert, bis uns klar war: Hier will sich ein Möchtegern selbständig machen. Absage von uns.

Suche 3
Immoscout. Wer es je versucht hat, weiß, dass innerhalb weniger Stunden 100 Antworten an-kommen. Telefon- und Emailterror. Die meisten wollten eine Shiva-Bar errichten! Einer dachte an ein musikbeschalltes Jugendlokal und viele wollten Döner verkaufen. Es blieben 5-6 ernst-hafte Italienische Bewerber. Lokalbesuche mit mehr oder weniger guten Essen, innerhalb und außerhalb Münchens. Schließlich noch drei in der letzten Auswahl. Einer sagte wegen Geld-problemen ab. Wir entschieden uns schließlich für einen Italiener, der ein Lokal in Unter-haching betrieb, nicht ohne vorherigen Besuch und Probeessen. Solid, frisch, preiswert.

Verhandlungen
Herr Fragale, hatte in der Münchner Gastronomie jahrelang Erfahrung gesammelt (Bella Italia). Er wollte das Lokal selbst ausbauen. Wunderbar, dachten wir uns, jemand der sein eigenes Lokal ausbaut, sorgt für einen raschen Ausbau und auch für die handwerkliche Qualität, die wir in Unterhaching besichtigt hatten. Ein Pauschalpreis als erste Rate und eine Restabzahlung in Form von 24 Monaten mit verringerter Miete kam uns gelegen. Nach aufwendigen Verhand-lungen waren der Mietvertrag und der Bauvertrag Mitte Mai unter Dach und Fach.

Stellplätze und Genehmigungen
Nachdem nun die Küchengröße und die sonstigen räumlichen Voraussetzungen bekannt wa-ren, konnten wir planen und bei den Behörden vorsprechen.

Das größte Problem: Wie schaffen wir 5 zusätzliche Stellplätze ohne eine Ablöse von 50.000€ zu zahlen? Das Durchforsten der Bauakten von Hongkong City im Münchener Planungsreferat (LBK) ergab: von den im Jahr 1971 notwendigen 12 Stellplätzen sind durch Änderungen der Stellplatzverordnung inzwischen nur mehr 8 nötig. Das wären 4 von den 5 nötigen Stellplätzen.

Aber wir erfuhren: die Freisetzung dieser vier Stellplätze wird nur bei baulichen Änderungen wirksam. Weiteres Grübeln: Wurde da nicht irgendwann einmal die Küche vergrößert? Die Verhandlungen in der LBK trafen auf Verständnis. Aber nun waren zwei Eingaben nötig: für Helene-Mayer-Ring 14 und Helene-Mayer-Ring 11 waren nötig. Außerdem waren Brand-schutzbestätigung, Einverständnis der Einwohnergemeinschaft HMR 14, Abluftführungsnach-weis und die üblichen Bauantragsunterlagen zu liefern.

Würde aber die Einwohnerversammlung der WEG HMR 14 dem Lokal zustimmen? Nach dem wir mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR)eine Abluftführung nach Norden vereinbaren konn-ten, genehmigte die WEG nach einer spannenden Debatte sowohl die Abluftführung, als auch das Lokal mit Freischankfläche. Große Erleichterung.

Es fehlte aber noch ein Stellplatz. Die WEG Conollystraße 6-12 hat uns schließlich bestätigt, dass die unter dem Lokal Hongkong City gelegenen Stellplätze in unserem Verfügungsbereich stehen. Wenn diese Abstellflächen auf Straßenebene von der LBK offiziell zu Stellplätzen er-klärt werden würden, wäre auch das geschafft.

Verhandlungen mit der LBK, der KVR und eine neue Eingabe haben schließlich zum Erfolg geführt. Am 7. September bekamen wir die Genehmigung.

Sanierung, Ausbau
Inzwischen begannen die Abbrucharbeiten und der Teil der Ausbauarbeiten, die ohne Geneh-migung möglich waren. Eile war noch nicht nötig, weil ja die Genehmigung ausstand. Herr Fragale hat zum größten Teil alleine mit seinem Sohn Francesco gearbeitet. Aber ab und zu half und hilft der Bruder Luigi, ein Bauunternehmer aus Turin persönlich und mit seinen Mitar-beitern.

Probleme
Aber es gab und gibt zwei Schwierigkeiten: Die eine ist die Lüftung, die Herr Fragale einer of-fensichtlich schwierigen Firma anvertraut hat. Lange Zeit hat ein fehlender Anschluss in der abgehängten Küchendecke das Schließen der Decke und damit die Montage der Küchenein-richtung verhindert. Seit kurzem ist dies behoben worden.
Der zweite Knackpunkt ist eine italienische Firma, die die Kühlungen in EG und UG liefern soll. Sie sind inzwischen produziert, die Auslieferung ist möglich. Herr Fragale wird die Teile selbst aus Italien holen.
Diese beiden Probleme hatten dazu geführt, dass Herr Fragale den einvernehmlich vereinbar-ten Termin vom 19. September nicht halten konnte und uns unfreiwillig in eine unangenehme Situation gebracht hat.

Zukunft
Im Grunde sind bis auf die zwei genannten Fälle alle wichtigen Arbeiten kurz vor der Fertigstel-lung. Der Zeitraum nach Behebung dieser Arbeiten bis zur Eröffnung muss mit ca. drei Wo-chen veranschlagt werden. Wir werden also bald das neue Lokal besuchen können, von dem wir uns eine Bereicherung des gastronomischen Angebotes im Dorf versprechen. Wir freuen uns auch auf die Freiluftsaison, die nun wahrscheinlich erst im nächsten Jahr stattfinden wird, wenn an schönen Sommertagen der nördliche Teil der Ladenstraße angenehm belebt ist.
Inzwischen hat die Olywelt 6 Vasen mit Zierapfelbäumen zur Vorfreude auf die zukünftige Nut-zung aufstellen lassen.

Fazit
Ich weiß nicht, ob wir uns so leicht für ein italienisches Lokal entschieden hätten, wenn wir gewusst hätten was uns erwartet, Aber manchmal ist es gut, wenn man nicht weiß, was einem bevorsteht. Nun hoffen wir mit vielen Dorfbewohnern, dass sich alle Mühen und Sorgen ge-lohnt haben und dass das neue Restaurant eine Bereicherung in unserer Ladenstraße wird.

Eberhard Schunck

17. Oktober 2015
Kategorien: Allgemein | Kommentare deaktiviert für Der lange Weg zum Italienischen Restaurant